Linz Marathon 2010
Ein Aquarell in grauschwarzblau.......
Linz marathon 2010Am vergangenen Wochenende war es wieder einmal soweit. Linzmarathon. Am Freitag hab ich noch bei schönstem Sonnenschein und warmen Wetter die Starunterlagen abgeholt. Da hab ich auch Florian Gschwandtner von runtastic getroffen und einiges Technisches erfahren, was mich immer wieder in naives Erstaunen versetzt.
Das war aber auch schon der letzte Sonnenschein, denn das Wetter versprach rechzeitig umzuschlagen. So war es dann auch, weshalb ich beschlossen habe, das langärmelige Skinfit Trikot zu verwenden, darunter ein Kurzes.
Wettkampftag. Er beginnt mit einem Müsli und einer Einreibung mit einem wärmenden Startöl, das an wärmender Schärfe nur noch von einer Chilli-Kur übertroffen wird. Nebenbei muß ich auch noch meine Fertigkeit als Müllsack-Schneider unter Beweis stellen. Ein alter Wettkämpfer-Trick. Damit du nicht die € 300 Edeljacke am Start über den Zaun werfen mußt und trotzdem nicht frierst, empfiehlt sich die Umwandlung eines 300 l Gartenmüllsackes in einen Marathon-Start-Einteiler im eleganten Cool-Look. Das preiswerte Kleidungsstück wird vor dem Start in die Wiese geworfen und verrottet dort die nächsten 100 Jahre lang ungestört.
Beim Brucknerhaus ernte ich im Rahmen des FH-Fototermines für meine Kreation tosenden Beifall und überlege, das Teil tatsächlich im lässigen Wikinger-Design auf den Markt zu bringen.
In Wahrheit frieren wir alle. Jeder hofft, daß es etwas heller wird. Ca 6 Grad, mehr war es bestimmt nicht. Andreas und ich traben zum Start. Auf der Brücke ist es wärmer. Das sind die vielen Körper, die Wärme abstrahlen. Da wird auch die Stimmung heiterer. Wir treffen unsere härtesten Konkurrenten vom Ironteam Eferding und stecken gleich vorweg die Claims ab.
Auf der Brücke das übliche nervöse Herumgehüpfe. Jeder „dehnt“ noch irgendwie und macht aufwärmnahe Bewegungen, die die Nervosität verschleiern sollen. Auch ich bin nervös. Bin ich heuer endlich einmal schneller? Kann ich den 5er Schnitt halten, wie lange?
4…3…2…1…..Startschuss. Das Heer der 15000 setzt sich langsam in Bewegung. Der Kampf der Titanen beginnt. Mein Puls steigt wie immer zu Beginn eines Laufbewerbes auf 150. Nur nicht zu schnell. Nicht zu Beginn. Ich hänge mich an die Fersen von Andreas Walchshofer vom Ironteam Eferding. Er macht mir zu Beginn den Pacemaker, wird aber nach 3 km schneller, so daß ich reißen lassen muß. Geht der Puls über 160, bin ich zwar schnell, aber ich fühle mich nicht mehr wohl. 158 ist ideal. Zumindest an diesem Tag.
Weiter vorne beginnt das Duell zwischen Andreas Stöckl und Jürgen Koch. Zwei Altersklassegiganten. Ohne wenn und aber. In machen Vereinen stehen immer dieselben im Mittelpunkt. Ein paar talentierte 30-Jährige mit immensen Trainingsumfängen. Über uns Alterklasseathleten mit weniger Talent redet keiner. Was falsch ist. Denn das sind die wahren Helden des Sports. Bringen Beruf, Familie etc und Training unter einen Hut. Irgendwie. Mit 10000 Tricks. Mit enormen Ehrgeiz. Mit feuriger Motivation. So wie Jürgen Koch. So wie wir vom FH OÖ Sports Team. Ihnen gebührt der heutige Beitrag.
Ich bin im Flow. Ein guter Tag. Ich kann das Tempo halten. Kein Einbruch. Ich nehme zweimal ein wenig Wasser, zweimal ein wenig Isostar oder wie das klebrige Zeug heißt, das dir das Trikot versaut. Die Zeit vergeht wie im Flug. Da kommt schon der Wasserwald. Nach dem Wasserwald ein Minihänger. Der Puls sackt kurz für einige Minuten auf 153 ab. Das merke ich sofort am Tempo. Es ist aber gleich vorbei. Ich gehe mit der Drehzahl rauf, jetzt nichts verschenken. Nur noch 7 Km. Ein Becher Isostar an der nächsten Labe hilft zumindest psychologisch. Es läuft. Da ist schon die Stadtmitte. Kurz vor dem Linksabbiegen in die Museumstrasse feuern mich am Straßenrand Werner, Rosi und Nada an. Das gibt auch noch einen letzten Turboschub.
Kurz vorher bei der letzen oder vorletzten Labe habe ich Andreas Walchshofer vom Ironteam Eferding überrannt. Er kann an diesem Tag mein Tempo nicht mithalten. Obwohl der „Wüstenfuchs“ (erfolgreicher Sahara-Marathon Finisher) der bessere Läufer ist!
Zielgerade Landstraße. Das muß man erlebt haben. Einzug der Titanen. Tosender Jubel und Applaus. ALLEN Läufern. Die Pflastersteine erschweren den letzten Km. Da muß man drüber. Ohne Rücksicht auf die Sprunggelenke. Kurz scheint die Sonne. Blick geradeaus und noch ein letztes mal beschleunigen für heute.
Die Pentek-Matte piepst ein letztes Mal. Finishermedaille. Wärmesack. Keuchend rechts abbiegen zur Finisherlabe. Dort treffe ich Andreas Stöckl und Jürgen „Kochi“ Koch. Jürgen hat sich mit einer neuen Bestzeit selbst übertroffen. 1:42 bzw ganz knapp drunter. Andreas Stöckl war ein wenig schneller. Ich freue mich über meine 1:52. Neue Bestzeit auch bei mir. Hat das Training endlich angeschlagen? War die Vorbereitung heuer richtig? Die Freude und die Erschöpfung verhindern ein geordnetes Denken. Wurscht.
Bei der Martinskirche holt mich Regina ab. Nächstes Jahr wird sie fotografieren. Jetzt schnell ein heißes Bad. Die aufkeimende Müdigkeit paart sich mit der lustvollen Erschöpfung und verursacht einen Zustand völliger Zufriedenheit.
I’ll be back!
Danke an dieser Stelle nochmals an meine Mitkämpfer vom FH OÖ Sports Team, seinen Mitgliedern, und allen denen, die es noch werden wollen; sowie nochmals an Ewald Tröbinger, den genialen Veranstalter! Gratulation an dieser Stelle insbesondere an Christian Pflügl für seinen sensationellen zweiten Platz (2:16:58!!)von unserem Sponsor der Firma Eybl.
Euer
Christian Schweighofer
FH OÖ Sports Team