Scheibenkleister – oder der Fluch des Adapters
ein streng technischer Bericht...
Jede Geschichte hat einen Anfang, doch nur die allerwenigsten auch ein Ende. So wie bei mir und meiner Scheibe. Zwischenstopp. Einige meiner Leser wissen vielleicht nicht, was eine Scheibe ist. Beim Rennrad wohlgemerkt. Also eine Scheibe ist ein konsequent zu Ende gedachtes Laufrad mit Hochprofilfelge. Zu Ende gedacht bedeutet, dass man die Idee der Hochprofilfelge konsequent zu Ende denkt. Je höher nämlich das Felgenprofil, umso weniger Luftwiderstand hat das Laufrad, was beim Zeitfahren und im Triathlon von Vorteil ist. Geht nun die Felge ganz hinunter bis zur Nabe, fallen die Speichen gänzlich weg, hat man eine Scheibe, ein sogenanntes Scheibenlaufrad. Keine Speichen, keine Luftverwirbelungen – mehr Speed.
Bei so viel rationaler Entscheidungsgrundlage kann man nur zu einem Ergebnis kommen. Eine Scheibe muss man haben, da treten emotionale Aspekt doch eindeutig in den Hintergrund. Zu viele Sachgründe sprechen für die Scheibe!
Deshalb bin ich der Empfehlung unseres Vereinshändlers Fritz gefolgt und habe mir die Shimano Pro Scheibe nebst passendem Vorderteil bestellt. Die ist dann tatsächlich ein paar Tage vor Roth gekommen. Zu knapp, um eine erotische Beziehung aufzubauen, jedoch rechtzeitig genug, um sie zu hassen! Was beim Pro Carbon 4 Speichen Vorderrad noch ein ventilverlängerungstechnischer Klacks war, entpuppte sich beim Scheibenhinterrad als pumplogistisches Waterloo!
Im folgenden wird der Text mit Fotos untermauert, um den Kampf gegen die ausströmende Luft und letztendlich den Sieg über die Scheibe zu verdeutlichen.
Das Problem bei einem Scheibenlaufrad besteht ja darin, das Pumpenendstück, also das Ende vom Luftschlauch – auch Stecknippel genannt - auf das Ventil zu bekommen, und zwar so, dass seitlich keine Luft ausströmt, die Luft also durch das Ventil in den Schlauch reinströmt. Das ist schon bei normalen Laufrädern, wo das Ventil luftheischend und erwartungsvoll nach oben blickt, nicht immer ein leichtes Unterfangen. Doch da besinnt sich das Pumpenendstück nach einigen Positionsänderungen doch, auf dem Ventil zu bleiben, gelegentlich hilft es, die Pumpe zu verrücken, um so auch den Luftschlauch zur Stabilisation des Stecknippels zu verhalten.
Nicht so bei der Scheibe. Das folgende Bild verdeutlicht den Ernst der Lage dahin, dass in der nach nur einer Seite offenen Ventilkammer kein Platz ist, den Stecknippel lustvoll überzustülpen!
Manch ein Hersteller behilft sich mit einer größeren Ventilkammer, manch einer mit einer nach beiden Seiten offenen Ventilkammer. Bei solchen Lösungen kann man ganz normal aufpumpen, jedoch ist dadurch das Scheibenprinzip und das Prinzip der besten Aerodynamik durchbrochen, da eine große Ventilkammer auch mehr Luftverwirbelungen bedeutet.
Zum besseren Verständnis zeigt das nächste Bild meinen Ärger über das Ganze:
Um die Scheibe aufzupumpen, bedarf es daher eines kleinen Helfers, der es ermöglicht, die Luft einzuleiten, ohne den Stecknippel auf dem Ventil aufzusetzen. Aus diesem Grunde wurde nachstehendes Gebilde, getauft auf „Adapter“ geschaffen. Es soll im Winkel von 45 Grad die Luft einleiten, in dem der Stecknippel auf den Adapter aufgesetzt wird, das bauchige Adapterende auf das Ventil.
So weit, so gut. In der Theorie stimmig, in der Praxis undurchführbar. Außer für Krakenathleten mit mehreren, zumindest drei Armen! Denn der Adapter hält nicht auf dem Ventil, er kippt immer zur Seite, wodurch die Luft ausströmt, was durch den Pumpendruck verstärkt wird. Vereinfacht gesagt, der Adapter knallt beim Einpumpen weg wie ein Sektkorken, wenn er nicht von einem zierlichen Damenfingerlein festhalten wird.
Krise also. Da Krake Paul nicht verfügbar war, ich keine 3 Arme habe und man in der Wechselzone auf sich alleine gestellt ist, bedurfte es einer Lösung. Das Problem lautete. Wie stabilisiere ich den Adapter auch unter Druck auf dem Ventil in der winzigen Ventilkammer.
Daher sofort die Community mobilisieren und nachfragen, welche Erfahrungswerte es gibt. Wie gesagt, die Krakensektion kennt das Problem nicht, da sie über eine ausreichende Anzahl von Armen verfügen. Die auch im Schwimmsplit Vorteile bringen!
Fritz löst das Problem mit einem Holzkeil, der zwischen das Ventilkammerdach und die Oberseite des Adapters gekeilt wird. Funktioniert ganz gut, bloß ist der Keil zu starr und zu wenig nachgiebig, sodass man immer wieder „ansteht“. Man darf ja nicht vergessen, dass das Ventil nach oben wandert, wenn der Reifen durch die eingepumpte Luft anschwillt. Da das Holz nicht nachgibt, bleibt das Ventil gelegentlich stecken.
Daher muss Feichtis Lösung als final-genial bezeichnet werden. Der Liebhaber Südtiroler (Schaum)Weine hat offenbar einmal ein Scheibenradaufpumpen mit einer Verkostung vermengt und unbeabsichtigt einen Korken zwischen das Ventikammerdach und die Adapteroberseite gesteckt. Mit dem Ergebnis, dass der Adapter hält und der Korken nachgibt, wenn das Ventil nach oben wandert. Der nachgiebige Korken hat auch noch den Vorteil, dass er sich in der Ventilkammer selbst zentriert.
Ich hab das Ganze sogleich ausprobiert und kann nur sagen. Es funktioniert! Am besten mit einem Sektkorken, den man zurechtschnitzt. Der Vorteil dabei ist, dass man einen guten Grund für das Öffnen einer Flasche hat.
Die nächsten Fotos zeigen, wie man einen Adapterstabilisator aus einem Sektkorken schnitzt:
Schweigi Tipp: Nicht gleich nach dem Trinken schnitzen, da man sich in den Finger schneiden könnte.
Und wie geht die Gechichte weiter?
Ich habe meine Scheibe für eine Radmesse verborgt und bin ganz traurig. Am Dienstag bekomme ich sie wieder. Endlich! Das Aufpumpen wird zwischenzeitlich in den Rang eines Rituals erhoben, eine befreiende Körperübung sozusagen.
Vieleicht lass ich den besten Korken 3-D scannen und weltweit im Carbonlook produzieren, 50 € das Stück. Triathleten gieren immer nach neuem Equipment.
Sekt mag ich jedenfalls keinen mehr.
Dienstag Schwimmen nicht vergessen,
Euer
Schweigi