Motala ITU LD WC 2015
Der Rennbericht
ITU Langdistanz WM in Motala Schweden!
Für mich ist eine Langdistanz wie ein Film, bei welchem das Drehbuch enge Grenzen (die Distanzen, die Disziplinen) hat und doch gibt es dazwischen unendlich viel Spielraum für unvorhergesehenes. Es gibt eine kleine Einführung in das Thema, Einlaufen, Einfahren und Einschwimmen oder auch Einfahren, Einlaufen und Einschwimmen jedenfalls erwärmt es den Körper und bereitet ihn auf die anstehenden Ereignisse, die eigentliche Handlung des Films, vor.
Der Hauptteil, der Handlungsstrang bis zum finalen Showdown ist die Aneinanderreihung von sportlichen Disziplinen mit mehr oder weniger erfolgreichem Abrufen von Leistung, Ausdauer, mentaler Kraft, das Erleiden von selbst auferlegten Schmerzen, das fortwährende Essen und Trinken von energiereicher Nahrung, das Kämpfen gegen die Natur und die vom Straßenerbauer auferlegten Steigungen, das nur nach vorne sehen, das Ziel nicht aus den Augen verlieren bis das Ende der Strecke (in einem Action-Film könnte das die Vernichtung des Feindes, in einem Drama etwa das besiegen der Krankheit oder der Tod sein) erreicht ist und somit das Ende da ist.
Der letzte Teil eine Films, das Ende, ist oft ein Ausklang der Haupthandlung, bei Fortsetzungen ein Ausblick in eine mögliche Zukunft und der Schluss. Im Falle meines Films, das Durchschreiten des Zielbogens, das dadurch ausgelöste Abfallen von Ängsten, wie nicht durchzuhalten oder die Angst davor sich selbst zu enttäuschen. Dies gleitet langsam in eine stille Freude über das Erreichte und es breitet sich ein Hochgefühl aus, welches man Minuten vorher nicht für möglich gehalten hätte. Es ist ein Gehen mit Schmerzen und sich dabei wie auf Wolken schwebend fühlen, es ist die Genugtuung stark genug gewesen zu sein und es gibt mir die Sicherheit es auf jeden Fall wieder zu tun. Darauf folgte das jähe Ende mit dem herumliegen in der Hospitality.
Das Rennen:
Vor der Einführung steht die Vorfreude auf den ausgewählten Film, welcher in meinem Fall meist mit Action, Gefahr, Liebe, Humor, Spaß, Leidenschaft usw. verbunden ist. Meine Auswahl Motala ITU LD WC hatte all das in sich vereint und auch kurzfristige Drehbuchänderungen.
Originalplot: 4km swim, 120 km bike, 30 km bike
Raceplot: 1,5km swim, 120 km bike, 30 km bike
Obendrein auch noch kaltes Wasser, Wind und eine Verkürzung der Schwimmstrecke auf 1500m, was es für manchen, als eine zu lange HD erscheinen ließ. Für mich war es, was es war: Ein leidenschaftlicher Weg die Grenzen von dem zu erreichen was ich im Stande bin zu erbringen - es gelang.
Aufgrund der verkürzten Schwimmstrecke ergab sich eine Verschiebung der Startzeiten nach hinten. Warum? Habe ich mich ebenfalls gefragt. Die Lösung ist sehr einfach, wenn auch etwas nicht ganz alltäglich, wenn man kein Einwohner von Motala ist. Dort stehen zwei Brücken die jeden Zag zu bestimmten Zeiten geöffnet werden (für den Schiffsverkehr auf einem Kanal). Für den Veranstalter war es wichtig, dass alle Teilnehmer auf der Radstrecke waren, wenn am Vormittag die Brücken aufgehen und wieder von der Radstrecke waren, wenn am Nachmittag die Brücken aufgehen. Es sollte niemand die Zeitdauer vor der Brücke abwarten müssen – es gelang.
Das Wasser hatte knapp über 13°C oder knapp unter 13° oder war es noch kälter, ich habe es nicht erfahren, jedenfalls war es sauber und hatte einen großartigen Geschmack. Warum ich das beurteilen kann? Ich war schon mal im Pichlinger und auch im Pleschinger, trinken wollte ich dort selbst beim Sprintstart nicht und ihr wisst wie es dort zugeht. Ich konnte also aufgrund meiner Mitstreiter des öfteren nicht rechtzeitig zum Atmen auftauchen und hatte so die Möglichkeit den Geschmack des Vättern zu testen. Ich kann nur sagen, so kühl ist er am besten.
Das Schwimmen ging erstaunlich gut, ich hatte nie das Gefühl, dass mich die Kälte langsamer hat werden lassen, der Ausstieg lief gut, keine Gefühl von Schwindel oder ähnliches. Ich hatte allerdings Probleme meine Radsachen, welche an einem Haken zwischen ein paar hundert anderen hingen, zu finden. Ich bin kurzsichtig und auch wenn meine Schwimmbrillen einen Dioptrienausgleich haben, durch das kleine Guckloch konnte ich fast nichts sehen. Das Umkleiden d.h. speziell das entkommen aus dem Neopren war durch die tauben, eiskalten Finger fast nicht möglich, auch das Anziehen von Neosocken (ich friere leicht an den Füßen) zum Radfahren war erstaunlich zeitaufwendig und erforderte meine vollste Konzentration, obwohl ich sie schon zur Vorbereitung geweitet hatte, um keine Verzögerungen zu haben. Irgendwann war es gelungen und ich lief ein paar Mitkämpfer überholend zum Radabstellplatz, welchen ich ohne weiteres fand (ich hatte ja schon meine Radbrille auf).
Am Rad wollte sich erstmal mein Garmin nicht aktivieren (war bisher noch nicht der Fall gewesen), ich blieb relaxt und fokussiert. Stoptaste, Laptase bis Reset, ausschalten, einschalten, Starttaste, schon war alles da: Zeit, Watt, Geschwindikeit und Distanz. Ich war voll in Fahrt und konnte aufgrund der zahlreichen mit mir auf die Strecke gegangenen Athleten, die ersten 12km einen Schnitt weit über meiner Zielgeschwindigkeit fahren (ja stimmt - auch die Leistung war weit darüber) da ich Sie alle überholen wollte. Die Vernunft setzte sich dann aber durch und die ersten 40km waren nach knapp über einer Stunde gefahren. Das Feld hatte sich mittlerweile gelichtet. Nur hin und wieder traf man auf einen Haufen Schweden, die scheinbar das Windschattenverbot etwas anders als wir auslegen. Der Wind nahm etwas zu, an einer Passage war es fast unmöglich sein Gefährt über die 30 zu bringen – Nur nicht überziehen, lass Sie überholen, Du brauchst noch Beine zum Laufen waren meine Gedanken – es gelang.
Wie immer ist die zweite Wechselzone fast profimäßig gelaufen. Rad hin, letzter Schluck aus der Flasche, Helm runter und aufs Rad gepackt, Wechselsack abgeholt, umgezogen, Sack deponiert und die schnellen Beine ausgepackt. Ich dachte: „wow wie das läuft“. Zahlreiche Kämpfer mit Startnummern in der Gegend von meiner konnte ich einholen und hinter mir lassen, auch als zwischen km 4 und km 5 die ersten Krämpfe im linken Oberschenkel auftraten, wollte und musste ich die Pace nicht reduzieren. Die Mitstreiter mögen sich gewundert haben warum ich mit mir selbst schimpfte, aber ich war erfolgreich, der Befehl an die Muskeln, den ich bei anderen Rennen gelernt hatte, wirkte abermals. Die erste Hälfte konnte ich, ein für mich sehr hohes Tempo laufen und war sehr zufrieden. Am Beginn der letzten 10km wurde es härter und ich musste die Pace teilweise drastisch reduzieren, jedoch Gestand ich mir das Gehen nicht zu. Selbst die Labstellen, welche ich kaum benutzte waren diesmal keine Einladung zum Gehen. Das ist der Punkt auf den ich stolz bin, ich blieb beim Laufen fokussiert und hatte immer nur das Ziel vor Augen. Erst das letzte Zusammentreffen mit Sandra bei km 26 und die lebensrettenden Maßnahmen von ihr (hug and kiss) brachten mich wieder auf einen laufähnlichen Stil und ich erreichte mein Ziel.
Sandra mein Betreuerteam
Nicht nur unsere Lauftrainings,- Schwimmtrainings,- und Vereinsorganisatorin. Sie ist auch eine unschätzbar wertvolle Betreuerin, der man nicht lange erklären muss, was wann benötigt wird.
Vielen Dank für deine großartige Unterstützung!
Es gibt natürlich noch viel mehr zu erzählen aber um den Rahmen meines Berichtes nicht zu sprengen, sei hier das Ende meines Berichts.
Hier noch ein paar Schlagworte über die ich euch gerne persönlich Berichten werde oder schon Berichtet habe:
- Organisation des Vätterntriathlons
- Beschilderung Radstrecke
- Athleten Besprechung
- Betreuung/Versorgung Rad-Lauf/Betreuer bei der ITU
- Pasta Party, Mingle Party
- Eröffnung, Siegerehrung
- Motala
- Unterbringung
- Tip für Flugreisen